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1. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 193

1902 - Karlsruhe : Lang
— 193 — vom griechischen Kaiser um Hilfe gegen die Türken angesprochen. Tie Fürsten und Herren im Abendlande vergeudeten damals ihre Kräfte in inneren Kämpfen. Es waren von wohlmeinenden Männern verschiedene Mittel angewendet worden, um dem unablässigen Kriege eiu Ende zu machen; so hatte der Abt Odilo von Clüuy es dahin gebracht, daß die bnrgundischeu Herren den Gottesfrieden beschworen, d. h. die Verpflichtung eingingen, von Mittwoch Abend bis Montag Morgen die Waffen ruhen zu lassen. Doch war der Erfolg hiervon vorerst nicht groß; der größte Teil der Bevölkerung von Frankreich, Italien und Deutschland hatte fortwährend die Drangsale eines andauernden Kriegszustandes auszustehen. Es erschien darum als ein Gebot der Menschlichkeit, der wilden Kraft und zügellosen Kampflust der Kriegsmänner ein würdigeres Ziel zu geben, indem man sie anfeuerte, ihre Waffen nicht mehr gegen Christen, sondern gegen die Feinde des christlichen Glaubens zu gebrauchen, das griechische Kaisertum gegen die Anfälle der Türken zu schützen und die heiligen Stätten den Händen der Ungläubigen zu entreißen. Aus der Kirchenversammlung zu Clermont (1096) nahm Papst Urban Ii. die Sache ernstlich in die Hand. In einer begeisterten Rede roies^ er die Zuhörer aus die Bedrängnis der morgenländischen Christen, ans die Entweihung Jerusalems und des heiligen Grabes, aus die Gefahren hin, die dem ganzen Abendlande von dem Islam drohten, und forderte sie ans, die Waffen zum heiligen Kriege zu ergreifen. Kaum hatte er seine Rede beendet, so erscholl von Tausenden der Ruf: „Gott will es! Gott will es!" und Geistliche itiib Laien drängten sich heran, um dem Papste das Gelübde der Teilnahme am heiligen Kriege abzulegen. Alle warfen sich zu Boden und schlugen an die Brust, indes der Kardinal Gregor mit lauter Stimme für sie das Sündenbekenntnis sprach. Daraus erteilte ihnen der Papst die Lossprechung und entließ sie mit seinen Segen nach Hause, damit sie sich für_ den Krieg rüsteten. Ein rotes Kreuz, au das Gewand aus der rechten Schulter gehestet, war das Abzeichen für die Kämpfer um das heilige Grab. ^Jn Frankreich, Burgund, Elsaß und Lothringen trafen die Fürsten und Herren die Vorbereitung sür die Heersahrt; sie schafften durch Verpfändung von Ländern und Burgen die Geldmittel und riefen ihre Lehensmannen uuter die Waffen. Gleichzeitig wurde auch das niedere Volk in Bewegung gebracht durch den Einsiedler Peter von Amiens. In einem härenen Gewände, mit einem langen, zum Gürtel niederwallenden Bart, aus einem Esel sitzend, zog er von Ort zu Ort und schilderte die Mißhandlung der Christen im heiligen Lande, die er selbst mitangesehen und erfahren hatte. Eine ungeordnete Berger-Stehle, Erzählungen aus der Wellgeschichle. 1z

2. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 194

1902 - Karlsruhe : Lang
— 194 — Schar von vielen Tausenden sammelte sich um ihn, und er führte sie durch Oberdeutschland gegen Ungarn. Durch ihre Zuchtlosigkeit machten sich diese Kreuzfahrer überall gefürchtet und gehaßt und gingen teils durch Hunger, teils im Kampfe mit der Bevölkerung der Länder, durch die sie zogen, zugrunde. Im Sommer des Jahres 1096 zog das Ritterheer, gegen 300 000 Mann stark, unter der Führung des Herzogs von Niederlothringen, Gottfried von Bouillon, durch Süddeutschland, Ungarn, Bulgarien nach Konstantinopel und wurde hier nach Kleinasien übergesetzt. Es dauerte fast drei Jahre, bis Gottfried von Bouillon nach schweren Kämpfen in Kleinasien, in denen das Heer bis aus 80 000 Mann zusammenschmolz, vor Jerusalem anlangte. Als man von einer Anhöhe herab die heilige Stadt erblickte, fielen alle auf die Kniee, küßten den Boden und dankten Gott unter Freudentränen. Fünf Wochen wurde die Stadt belagert. Die Kreuzfahrer bauten hohe Türme aus Holz, die hart an die Mauern herangeschoben wurden; aus dem obersten Geschosse derselben konnte eine Brücke niedergelassen werden, mittels der die Ritter auf die Zinnen der Stadtmauern gelangen konnten. Am 15. Juli 1099 wurde die Stadt erstürmt und unter den Türken ein schreckliches Blutbad angerichtet. Gottfried von Bouillon wurde zum Könige von Jerusalem erwählt; aber er wollte keine Königskrone tragen, wo der Welterlöser eine Dornenkrone getragen hatte, und nannte sich nur Beschützer des heiligen Grabes. Nach seinem Tode (1100) nahm sein Bruder Balduin den Titel eines Königs von Jerusalem an. Das eroberte heilige Land wurde nach dem Vorbilde des Abendlandes zu einem Lehensstaate eingerichtet. Der König von Jerusalem hatte als Vasallen die Fürsten von Edessa, von Antiochia und von Tripolis unter sich. Das neue Königreich hatte fortwährend gegen die Sarazenen*) zu kämpfen; darum wurden von Zeit zu Zeit wieder Kreuzzüge notwendig. Im Jahre 1147 unternahm Kaiser Konrad Ii. in Ver=‘ lnndung mit Ludwig Vii., König von Frankreich, auf Antreiben des Abtes Bernhard von Clairvaux einen zweiten Kreuzzug, Kaiser Friedrich der Rotbart 1189, als Jerusalem von dem Sultan Saladin erobert worden war, einen dritten, verlor aber das Leben, bevor er das heilige Land erreichte.**) Kaiser Friedrich Ii. gewann (1229) durch Vertrag die Stadt Jerusalem zurück; dieselbe ging aber nach Jahren den Christen für immer verloren. Ludwig Ix., der Heilige, König von Frankreich, landete (1248) in Ägypten, um von dort aus das heilige Land zu erobern; allein er wurde bei Damiette mit seinem *) Türken, Araber und bergt. eigentl. Morgenländer. **) Vergl. S. 45.

3. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 195

1902 - Karlsruhe : Lang
— 195 — t Heere eingeschlossen und gefangen. Im Jahre 1291 wurde Akkon, die letzte Stadt, welche die Christen noch besaßen, von den Türken erobert. Tie Hauptursache, warum das mit so vielem Blute Erkaufte so schnell wieder verloren ging, ist barin zu suchen, daß die in Palästina ansässig geworbenen Abenblänber die ursprüngliche Begeisterung balb gegen schnöbe Selbstsucht vertauschten, unter sich uneinig würden und zu den Fehlern der abendländischen Menschen auch noch die Gebrechen und Laster der Morgenländer annahmen. Wenn auch, sofern der Besitz der heiligen Stätten in Betracht kommt, die Kreuzzüge erfolglos geblieben sind, so haben sie doch in vieler Hinsicht segensreich sür das Abendland gewirkt. Die Begeisterung der ersten Zeit bewirkte eine Steigerung des religiösen Sinnes, drängte die kriegerische Roheit in gebührende Schranken, hob das Rittertum, regte die Dichtkunst an; der Verkehr in fremden Ländern erweiterte die Kenntnisse und weckte den Sinn für Knnst und wissenschaftliche Forschung. Durch die Kreuzzüge nahm auch der Handel einen besonderen Aufschwung, und damit stand das rasche Ausblühen der westeuropäischen Städte, insbesondere auch der deutschen Reichsstädte, in engem Zusammenhange. Vi. Die Entdeckungen. 1. Die alte Welt. Durch die Kreuzzüge waren die Bewohner des westlichen Europas mit Ländern und Bölkern bekannt geworden, von denen sie bisher nichts gewußt hatten. Obgleich die Heerfahrten in das Jjcorgenland aufhörten, dauerte der Handelsverkehr fort, und alljährlich fuhren unzählige Schiffe der italienischen Handelk-stadte, besonders, Genuas und Benebigs, nach den Seehäfen Kleinasiens und Ägyptens. Damals verbreitete sich im Abenb-lanbe die Nachricht, in Asien bestehe ein großes christliches Reich, das _non erneut Priester, namens Johannes, regiert werbe' und fürsten hofften, an biefem Priesterkönige einen Bnnbesgenosien gegen die Mohammebaner und einen Helfer zur Ausbreitung der christlichen Lehre unter den heibnifchen Völkern Zu sinden. Papst Innocenz Iv. schickte ans diesem Grunde (1246) einen Franziskanermönch nach Asien, der bis in die Mongolei vordrang, jedoch bn* Reich des Priesters Johannes nicht anf-sinben konnte. Im Jahre 1272 reifte der Venetianer Marco Polo nach Alten, gewann bte Gunst des Mongolenfürsten Kublai Khan und Zog mit ihm 26 Jahre herum, besuchte die Mongolei, Armenien, 13*

4. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 191

1902 - Karlsruhe : Lang
— 191 — Iv. Der Islam. Zwischen dem Roten Meere und dem Persischen Meerbusen liegt die Halbinsel Arabien. Sie ist fünfmal so groß als das Deutsche Reich und wird von 12 Millionen Menschen bewohnt. Nur die Landstriche an der Meeresküste sind fruchtbar und wohlangebaut; das Innere ist zum großen Teil Wüste und von nomadischen Stämmen spärlich bevölkert. In dem Bezirke Hed-schas (längs der Küste des Roten Meeres) liegen die Städte Mekka und Medina, beide berühmte Heiligtümer für die Anhänger der Lehre Mohammeds, welcher in Mekka geboren und in Medina gestorben und begraben ist. Mohammed gehörte einer hocharu gesehenen Familie an, die das Ehrenrecht besaß, das uralte Heiligtum der Araber, die Kaaba,*) einen viereckigen schwarzen Stein, der vom Himmel gefallen fein soll, zu behüten. Wegen feiner Armut war er genötigt, in den Dienst einer reichen Witwe zu treten, für die er Handelsgeschäfte trieb, und die er später heiratete. Auf feinen Handelsreisen kam er nach Jerusalem und Damaskus und lernte durch den Verkehr mit den Juden und Christen die Lehren des Judentums und des Christentums kennen. Die Araber waren damals Heiden, welche die Sonne, den Mond und die Gestirne als göttliche Wesen verehrten. Mohammed hielt sich für berufen, feinem Volke eine neue Religion zu geben. Er verkündete zuerst in Mekka feine Lehre: „Es ist nur ein Gott Allah, und Mohammed ist der Prophet Allahs; diese Lehre soll allen Völkern verkündet werden; die sie nicht annehmen wollen, soll man schlagen mit der Schärfe des Schwertes. Moses und Jesus haben Wahrheit gelehrt; aber erst durch Mohammed wird die volle und reine Wahrheit verkündet. Die Moslem, d. i. Gläubigen, sollen Gutes tun den Armen, Gastfreundschaft erweisen den Fremden, milde und sanft sein auch gegen die Tiere; fünfmal des Tages sollen sie sich waschen und ihr Gebet verrichten; ferner sollen sie fasten und Almosen geben; der Genuß des Weines und des Schweinefleisches ist ihnen untersagt; das verdienstvollste Werk ist der Kampf für die Verbreitung des Islam,**) der Lehre Mohammeds jedem Menschen ist von Geburt an ein unabänderliches Schicksal bestimmt, dem er nicht entgehen kann; den Gläubigen erwarten nach dem Tode die Freuden des Paradieses." In Mekka fand Mohammed wenig Beifall mit feiner Lehre; seine Gegner stellten ihm nach dem Leben, darum entfloh er im Jahre 622 nach Medina, wo er viele Anhänger hatte. Mit der *) Der schwarze Stein ist in die Wand eines kleinen, viereckigen Tempels gefügt, den man ebenfalls Kaaba zu nennen pflegt. **) Islam bedeutet Unterwerfung, Hingabe des Menschen an Gott. Moslem (Mehrzahl Moslemin) ist einer, der sich Gott völlig hingegeben hat.

5. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 192

1902 - Karlsruhe : Lang
— 192 — Flucht Mohammeds nach Medina, der Hedschra, beginnen die Mohammedaner die Jahre ihrer Zeitrechnung zu zählen. Von Medina aus zog Mohammed gegen seine Vaterstadt zu Felde, eroberte dieselbe (630) und unterwarf sich nach und nach ganz Arabien. Er starb im Jahre 632. Seine Nachfolger in der geistlichen und weltlichen Herrschaft hießen Kalifen. Der erste derselben war sein Schwiegervater Abu Bekr; er ließ die Aussprüche des Propheten ausschreiben und sammeln; hierdurch entstand der Koran, das heilige Buch der Mohammedaner. Abu Bekr eroberte Syrien, und von seinen Nachfolgern wurde bis zum Jahre 700 Persien, Kleinasien, Palästina, Ägypten und Nordafrika erobert und in allen diesen Ländern der Islam zur herrschenden Religion gemacht. Ein Angriff auf Koustantinopel wurde von den Griechen zurückgeschlagen. Dagegen überschritten die Araber*) (711) die Meerenge von Gibraltar, besiegten den westgotischen König - Roderich bei Xerez de la Frontera und dehnten ihre Herrschast säst über die ganze pyrenüische Halb- insel ans, wo sie bis zum Jahre 1491 bestand?*) V. Die Kreuzziige. Seit den ersten Zeiten des Christentums waren die Stätten, wo der Heiland geboren war, gelebt, gewirkt, gelitten hatte, von den Christen heilig gehalten und mit andächtiger Verehrung besucht worden. Nachdem die christliche Religion im römischen Reiche die herrschende geworden war, wurden in Jerusalem, Bethlehem, Nazareth und an andern Orten des heiligen Landes prachtvolle Kirchen erbaut, zu denen fortwährend zahlreiche Wallfahrten auch von den Christen des Abendlandes unternommen wurden. Nach der Eroberung Palästinas durch die Kalifen wurde die Ausübung der christlichen Religion und der Besuch der heiligen Stätten anfangs nicht gestört. Später aber, besonders seitdem um das Jahr 1000 die Türken sich des heiligen Landes bemächtigt hatten, wurden die Christen hart gedrückt, die heiligen Stätten verunehrt, die Pilger geplündert, mißhandelt und an Freiheit und Leben bedroht. Als der griechische Kaiser Michael von den Türken bedrängt wurde, schickte er einen Gesandten an Papst Gregor Vii. und bat um Kriegshilfe. Gregor Vii. bemühte sich, die abendländischen Fürsten zu einem Kriegszuge gegen die Türken zu bewegen, damit den Griechen Hilfe gebracht und den Türken die heiligen Orte entrissen würden. Allein seine Bemühungen waren vergeblich. Gregors Nachfolger, Urban Ii., wurde gleichfalls ' *) Mit ihnen waren die Mauren, ein Volk in Nordasrika, vereinigt, weshalb die Mohammedaner in L-panien Mauren genannt wurden. **) Vergl. S. 17, 20.

6. Schulj. 4 - S. 8

1912 - Braunschweig : Hafferburg
erinnert auf der Westseite der Burg der eherne Löwe. Vor dem hohen Chore im Mittelschiffe des Dornes befindet sich das Grabmal Heinrichs des Löwen und seiner Gemahlin Mathilde. V. Kaiser Iriedrich Wotbarts Kreuzzug 1190. 1. Der erste Kreuzzug. Da die zum Heiligen Grabe nach Jerusalem wallfahrenden Pilger von den wilden Türken gemißhandelt wurden, so wurden von den Christen in Europa Kriegszüge zur Befreiung des Heiligen Landes unternommen. Der tapfere Gottfried von Bouillon eroberte 1099 Jerusalem und nannte sich Beschützer des Heiligen Grabes. Aber die fortgesetzten Angriffe der Türken veranlaßten noch viele Kreuzzüge. 2. Friedrichs Kreuzzug, Im Jahre 1190 zog der 70 Jahre alte Kaiser Friedrich Rotbart mit einem stattlichen Heere durch Ungarn über Konstantinopel nach Asien. Unter fortwährenden Kämpfen bewegte sich der Zug langsam durch Kleinasien: „Viel Steine gab's und wenig Brot. und mancher deutsche Reitersmann hat dort den Trunk sich abgetan. Den Pferden war's so schwach im Magen, fast mußte der Reiter die Mähre tragen/' 3. Friedrichs Tod. Endlich erreichte man den Fluß «Sales. Über denselben war eine Brücke gebaut, über welche das Heer nur langsam marschieren konnte. Ungeduldig und voll heiligen Eifers spornte der greise Held trotz aller Warnungen der Seinen sein Roß in die Flut. Die starke Strömung riß ihn hinweg, und nur als Leiche zog ihn ein Reiter aus den Wellen. Die Krieger und später das deutsche Volk konnten es sich gar nicht denken, daß ein so ruhmvoller Held von ihnen genommen sei. Immerfort ging die Sage, er fei niemals gestorben, er schlafe im Kyffhäufer nur einen langen Schlaf und werde zu feiner Zeit wieder hervorgehen, um des Reiches und des deutschen Volkes Herrlichkeit zu erneuern. (D. I. 3, Friedrich Barbarossa.) Vi. Die Stadt Hraunschweig im Wittelatter. 1. Wachstum der Stadt Braunschweig. Da nach altem Rechte „die Luft der Stadt frei macht", so suchten viele Leibeigene in den Mauern der Stadt Schutz vor den Bedrückungen ihrer Herren. Wenn sie dann Jahr und Tag in der Stadt gelebt hatten, so durften sie nicht zurückgefordert werden. Wer innerhalb der Stadtmauern keinen Platz fand, siedelte sich vor denselben im Weichbilde an und schützte sich durch ein Pfahlwerk. Diese nicht als Vollbürger angesehenen Leute hießen Pfahlbürger. Als die Stadt Braunfchweig größer geworden war, wurden die um die Stadt herumliegenden Äcker durch eine Landwehr geschützt, welche bei den Durchgängen

7. Das Mittelalter - S. 39

1893 - Leipzig : Dürr
— 39 — Nachfolger, Omar, ein im höchsten Grade einfacher und glaubenseifriger Mann, betrieb von Medina aus den Krieg mit dem größten Eifer. Durch die Eroberung von Damaskus und Autiochia wurde die Unterwerfung Syriens vollendet, auch Jerusalem mußte uach längerer Belagerung sich ergeben. Da die Einwohner aber nur mit dem Kalifen selbst den Vertrag abschließen wollten, so machte sich Omar auf deu Weg. Auf einem Kameel reitend, einen Sack mit Korn, einen zweiten mit Datteln und einen Schlauch voll Wasser hinter sich, bloß von zwei Dienern begleitet, erschien er vor der Stadt und bewilligte den Christen gegen ein Kopfgeld und unter der Bedingung, daß sie von ihren Gotteshäusern die Glocken und Kreuze entfernten, freie Religionsübung. Sein Feldherr Amru eroberte Ägypten und Persien. Alexandria öffnete feine Thore erst nach einer vierzehnmonatlichen Belagerung; aber daß Amru aus Omars Befehl die große berühmte Bibliothek habe verbrennen leisten, ist nicht zu erweisen, sie war schon früher der Zerstörung anheimgefallen. Bei der Besitzergreifung von Ägypten kam ihnt zu statten, daß die als Ketzer verfolgten christlichen Kopten, welche die göttliche Natur Christi nicht gelten lassen wollten, den Schutz der Araber suchten. Omar wurde von einem persischen Gefangenen ermordet. Auch fein Nachfolger Othman, ein energieloser Mann, starb eines gewaltsamen Todes; er wurde bei einem Aufstande durch Steinwürfe getötet. Nun erst gelangte Ali zum Kalifat. Allein da er nur von einer Partei, den Schiiteu (welche die Sunna, die Überlieferung, verwarfen) gewählt worden war, so brach ein snrchtbarer Bürgerkrieg ans, der mit dem Untergänge Alis und des ganzen Hauses Mohammeds endete. Der Anführer der Gegenpartei war Moawijah, ein Geschlechtsverwandter des ermordeten Othman und Statthalter von Syrien. Indem er Ali beschuldigte, an dem Morde seines Vorgängers indirekt wenigstens teilgenommen zu haben, warf er sich zugleich zum Bluträcher des Ermordeten auf und gab dadurch dem Kriege selbst einen erbitterten Charakter. Greuel häuften sich auf Greuel, bis Ali endlich von drei Fanatikern, welche das entsetzliche Gemetzel durch Beseitigung der Anführer beendigen wollten, getötet ward. Moawijah entkam und behielt das Kalifat. Mit ihm gelangte das Haus der Omajjaden zur Herrschaft. Er und seine Nachfolger erwählten Damaskus zu ihrer Residenz. Unter den Omajjaden dauerten die Bürgerkriege fort, aber auch die Eroberungen erlitten keine Unterbrechung, ein deutliches Zeichen, daß der fanatische Bekehrungseifer, den der Islam seinen Bekennern einflößte, noch im Steigen begriffen war. Als das wichtigste Ziel der Glaubenskriege hatte Mohammed Konstantinopel bezeichnet, dahin richteten die Omajjaden wiederholt ihre Heerzüge, und die Ohnmacht des

8. Das Mittelalter - S. 41

1893 - Leipzig : Dürr
— 41 — wurde dem Kalifen gesandt. Der Sieg der Mauren war ein voll-kommener und hatte die Folge, daß ihnen bald die ganze Halbinsel gehorchte. Die Christen, welche sich nicht unterwerfen wollten, zogen sich tu die nördlichen Gebirge zurück, von wo ans sie später nach und nach wieder siegreich nach dem Süden vorrückten.. Das Haus der Omajjaden nahm bald darauf ein schreckliches Ende. Abul Abbas, ein Nachkomme Alis, wußte sich einen bedeutenden Anhang zu verschaffen und wurde zum Kalifett ausgerufen. Sei es, daß sich die Omajjaden durch ihre despotische Willkür und Genußsucht verhaßt gemacht hatten, sei es, daß der Heiligenschein, welcher die Abkömmlinge aus dem Hause des Propheten umgab, seine Wirkung übte, der Kalif von Damaskus sah sich von dem Heere verlassen, als er dem Gegner die Schlacht anbieten wollte. Zwar sammelte er neue Streitkräfte und verteidigte sich in Ägypten, aber er wurde geschlagen und in einer christlichen Kirche von den Verfolgern getötet (750). Furchtbar war die Rache, welche Abul Abbas oder vielmehr dessen Feldherr und Oheim, der blutige Abdallah au den Omajjaden nahm. Alle Glieder des Hanfes wurden ermordet, selbst die Säuglinge in der Wiege nicht verschont. Nnr einer, Abderaman mit Namen, entkam, ans unzähligen Gefahren wunderbar errettet, durch Nordafrika noch Spauieu und gründete dort das Kalifat von Cor-dova. Die Abbafiden machten Bagdad zu ihrer Residenz. 4. I>as fränkische Ueich. 1. Die Merovinger. Während das Germanentum im Süden unter dem Einflnfse römischer Sittenverderbnis elendiglich zu Grtutde ging, gewann im Norden das germanische Wesen unter Führung des Frattkenvolkes die Oberhand. Unter Chlodowechs Söhnen hatte der älteste, Theuderich dett Vorraug im Rate der Brüder und residierte in Rheims. Da er nicht nur das Frankenland, sondern auch das der Ala-ittslttneit beherrschte, so waren seilte Nachbarn int Osten die Thüringer, in mächtiges Volk, das sich von den Donangcgettden bis zum Harze ausbreitete und so das gauze mittlere Germanien inne hatte. Theuderich strnii) anfangs mit Herinittfried, dem Könige der Thüringer, im besten Einvernehmen, aber die Eintracht wurde bald gestört, und es kam zum Kriege. Theuderich forderte die Sachsen in Norddentschland

9. Das Mittelalter - S. 102

1893 - Leipzig : Dürr
— 102 Könige von Dänemark, Norwegen urtb Schweden hatten übrigens bis-her eine sehr beschränkte Macht gehabt, nur in langen Kämpfen mit den Stammeshäuptlingen (den Jarlen) gelangten sie endlich zur Obergewalt. Die unzufriedenen Jarle, die das alte Wanderleben noch nicht aufgeben wollten, fuhren fort, sich nach anderen Wohnstätten und Herrschergebieten umzusehen. So wurde Island von Norwegen aus bevölkert, auch auf Grönland legten die Norweger eine Kolonie an, die bis in das 14. Jahrhundert dauerte, und Isländer unternahmen bereits Fahrten nach Nordamerika (Winland). Wie im Westen, fo entstanden normannische Niederlassungen auch im Osten Europas. Die Normannen, hier Wäringer genannt, unternahmen Streifzüge nach den Slavenländern an der Ostsee und am Dnjepr. Ein solcher Wäringerstamm, die Russen, gründeten die Fürstentümer Nowgorod und Kiew. Auch in diesen östlichen Ländern gelangt um das Jahr 1000 das Christentum zum Siege. Wladimir der Große, Fürst von Kiew, läßt sich taufen, bekennt sich aber nicht zur römisch-katholischen, sondern zur griechisch-katholischen Kirche. Die Polen unter ihren Herzögen aus dem Stamme der Piasten, und die Ungarn unter Stephan dem Heiligen bekennen sich zum Christentums, das sie von Deutschland aus erhielten. Im Süden waren es die schönen Länder Unteritalien und ©teilten, welche die Normannen anlockten. Diese normannischen Eroberer kamen jedoch nicht ans Skandinavien, sondern wie Wilhelm der Eroberer ans der Normandie. Robert Guiseard schuf sich ein Reich, Neapel, und sein Bruder Roger beherrschte Sicilieu. Als Robert Guiscard kinderlos starb, erbten Rogers Nachkommen auch Unteritalien und seitdem gab es ein Königreich Neapel und Sicilieu. In Spanien geboten im 10. Jnhrhnndert die Kalifen von Cor-dova. Da die Mauren in der Kultur bereits sehr weit fortgeschritten waren, so wußten sie das schöne und reiche Land bald in den blühendsten Zustand zu versetzen. Sie trieben Ackerbau, Bergbau und allerlei Gewerbe, und in den volkreichen Städten fanden Wissenschaften und Künste die sorgsamste Pflege. Arzneikuude, Astronomie und Mathematik wurden an den Universitäten, vor allem in Salamanca gelehrt und verbreiteten sich von hier aus über das christliche Europa, die Baukunst entfaltete sich in dem Palast Alhambra in Granada und in vielen anderen Palästen und Moscheen zu großer Prucht. Aber während die Mohammedaner in Spanien ein reges Leben und Schaffen zeigten, hörte das Kalifat zu Bagdad ganz auf (1037). Es schieden sich nun einzelne mohammedanische Reiche aus, die, voneinander unabhängig, ant Über-

10. Das Mittelalter - S. 35

1893 - Leipzig : Dürr
— 35 — „Kloster" ist lateinisch itnb bezeichnet einen eingeschlossenen Raum (claustrum pl. claustra), bei’ Abt (abbas) ist der Vater. Bald thaten sich auch fromme Frauen in Klosterfamilien zusammen, man nannte sie Nonnen (ägyptisch), das ist Mütter. Im Abenblanbe erhielt das Klosterleben im sechsten Jahrhnnbert durch Benebikt von Nursia iu Umbrien eine feste Gestalt. Er grünbete in Campanien das berühmte Kloster Monte Cassino (bei den Ruinen des castrum Cas-sinum) und gab beit Orbensbrübern die nach ihm benannte berühmte Regel. Unbebingter Gehorsam gegen den Abt war eine der wichtigsten Forbernngen, welche mit den Klostergelübben verbnnben war. Die Beschäftigungen der Mönche bestanben in geistlichen Stubien, in An-bachtsübnngen, im Prebigen und Unterrichten der Jngenb und in Felb- und Gartenarbeiten. Die Benebiktiner haben sich bnbitrch Verbi ent gemacht, daß sie in den Zeiten wilber Raublust und Genußsucht beit wissenschaftlichen Stubien, sowie der opferwilligen Hingabe an die Werke christlicher Liebe eine Zuflucht boten, banebeu auch ba-burch, daß sie durch Ausrobung der Wälber und Urbarmachung des Bobens die Kultur iit unbewohnte Lanbstrecken trugen. Zu gleicher Zeit entwickelte sich das Kirchenregiment und die Hierarchie weiter. Über die Menge der Bischöfe hatten sich allmählich fünf erhoben, die zu Rom, Alexanbria, Antiochia, Konstantinopel und Jerusalem. Sie legten sich, um ihre Aussichtsgewalt auszubrücken, den Nanteit Patriarchen bei. Unter biesen Fürsten der christlichen Kirche beanspruchte sehr früh der Patriarch von Rom eine bevorzugte Stellung, inbem er sich barauf berief, daß Petrus, der Fels, auf bent Christus selbst seine Gemeinbe grünbeit wollte, seinen Sitz in Rom gehabt habe. Freilich geriet der römische Patriarch darüber in Auseinanbersetzungeit mit bent von Konstantinopel, und dieser Rangstreit enbigte mit einer völligen Trennung der abendlänbischen von der morgeitläitbischeit Kirche. Zu einem wirklichen Übergewichte verhals dem Bischofssitze in Rom der Patriarch Gregor I., welcher int Jahre 590 den „Stuhl Petri" bestieg. Mau nannte ihn bett „Großen" und legte ihm zuerst beit Titel „Papst" bei. Er selbst nannte sich den „Knecht der Knechte Gottes" im Gegensatze zu dem Patriarchen von Konstantinopel, der beit Titel „Ökumenischer Bischof" angenommen hatte. Durch den Einfluß, beit er aus die Königin Theubelinde ausübte, gelang es ihm, die arianischeit Laugobarben allmählich zur katholischen Kirche herüberzuziehen. Den Gottesbienst vervollkommnete er durch Gesang und eine das Herz gewinnenbe Liturgie. Seine Reben und Ermahnungen waren so berühmt, daß er in der Folge als der letzte der Kirchenväter galt. Einen besonberen Ruhm erwarb er sich durch die Bekehrung der
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